Jeder deutscher Investor, der zum Beispiel in Frankreich ein Unternehmen übernehmen will, wird ein „Lied davon singen“ können, welche behördlichen Vorschriften, arbeitsrechtliche Hindernisse und kultureller Hintergrund der Arbeiterschaft ihm Probleme macht, an die er in Deutschland nie gedacht hätte. Dabei befindet er sich im gleichen Kulturkreis und bei unserem direkten Nachbarn, der aber leider genauso wie sie als deutscher Unternehmer davon überzeugt ist, die beste Wirtschaftsordnung zu besitzen. Da helfen auch nicht die wirklichen wirtschaftlichen Vergleichsdaten zwischen Deutschland und Frankreich, im Gegenteil, kein Franzose möchte sich von unserem Landsmann sagen lassen, was und wie er sein Land zu gestalten hat.
In einem anderen Kulturkreis mit einer jahrhundertelangen andersartigen Sicht der Dinge, wie im Falle Thailands, gilt das noch viel mehr. Jeder Ausländer, auch „Farang“ genannt tut gut daran, sich damit zu beschäftigen bevor er seine endgültige Entscheidung trifft, in Thailand Geld zu investieren und womöglich damit auch seinen Wohnsitz dorthin zu verlegen.
Selbstverständlich müssen die wirtschaftlichen Plandaten stimmen und ein positives Ergebnis der Unternehmung erwarten lassen. Da aber, wie überall, ein wesentlicher Erfolgsfaktor die Mitarbeiter sind, haben dann unterschiedliche Sichtweisen bei der Arbeit eben doch unmittelbaren Einfluss auf den Gewinn oder Verlust.
Von Ex-Premierminister Kukrit Pramoj (PM vom 17.03.1975-12.01.1976) stammt folgendes Zitat:
Der Lebensstil der Thai ist geschmackvoll, verwöhnt von einer gütigen, schwelgenden Natur, geprägt von anpassungsfähigen moralischen Werten und einer heiteren Gelassenheit gegenüber den Problemen des Lebens… Für einen Thai besteht das Leben im Grunde in einer einzigen langen Entspannungsphase.
Sollte der geneigte Leser nach diesem Zitat zu dem Schluss kommen, doch lieber in bekannteren Regionen investieren zu wollen, so möchte der Verfasser darauf hinweisen, dass er sich in deutscher Verbundenheit hier in Thailand eine deutsche Oberklasselimousine (Made in Germany und von dort auch importiert) gekauft hatte, um dann feststellen zu müssen, dass vergleichbare, aber wesentlich günstigere in Thailand gefertigte japanische Modelle in der Fertigungsqualität wesentlich besser ausgeliefert wurden, als sein deutsches Fahrzeug. Heute fährt er zwei Autos aus thailändischer Fertigung und ist damit sehr zufrieden, will damit sagen, dass auch hier sehr wohl kostengünstig und qualitativ hochwertig produziert werden kann und wird.
Der Thai möchte sich wohlfühlen („sabai“), in einer schönen Umgebung mit schönen Dingen leben („suay“) und vor allem, alles was er tut muss Spaß machen („sanuk“).
Sanuk bedeutet „Spaß haben”. Alles, was man tun kann, wird danach beurteilt, ob es Spaß bringt. Was nicht sanuk ist, unterlässt man, wann immer es geht. Manchmal muss man Dinge tun, die nicht sanuk sind – dann aber geht es um die Frage, wie man das Unvermeidliche mit etwas sanuk würzen und damit angenehmer machen kann.
Die Thais haben immer wie im Paradies gelebt und für ihren Lebensunterhalt nie so kämpfen müssen – wie die Europäer. So haben sie eine Lebensart des Genießens und des Müßigganges entwickelt, die vor allem uns Deutschen völlig abgeht, es sei denn wir machen Urlaub in Thailand.
Ernsthafte Themen innerhalb der Familie und auch sonst müssen nicht sein, da man sich doch um die Zukunft keine Sorgen machen musste und muss. Es wird sich schon regeln!
Der Thai liebt keine Abenteuer und so hat der Verfasser noch heute das völlige Unverständnis seiner thailändischen Frau im Gedächtnis, als er von seinem Wohnort aus, auf dem Lande, mit dem Auto Erkundungstouren machen wollte, um sich besser auszukennen und andere Dörfer zu sehen. Der Schwiegervater lebt hier sei 30 Jahren und war noch nie im Nachbardorf. Herum zu fahren wäre nicht sanuk, da eigentlich für nichts nütze. So reist man eigentlich nur zur Familienfeiern, wobei die Reise eben nicht sanuk ist, sondern nur das Essen, das auf der Party geboten wird und das „Palaver“ mit der Familie am Zielort.
So ist auch bei der Arbeit von einem thailändischen Mitarbeiter wenig Innovatives für den Arbeitsprozess zu erwarten.
„Der Chef wird schon alles wissen und warum soll ich ihn mit Dingen belästigen, die er ja sowieso schon weiß. Also tue ich meine Arbeit und erwarte, dass ich dafür gelobt werde und natürlich bezahlt.“
Streitigkeiten und Auseinandersetzungen werden wenn irgend möglich vermieden. Sie fallen in der Regel auf den Streitenden zurück.
Jeder Thai versucht bei einem ersten Treffen so schnell wie möglich die soziale Stellung seines neuen Gegenübers zu erkunden. So sind Fragen nach der Familienzugehörigkeit, dem Beruf, dem Einkommen, der Ausbildung und dem Alter durch aus üblich und werden nicht übel genommen, sondern auch beantwortet, denn danach kann jeder Thai einordnen, wie er sich rangmäßig dem Anderen gegenüber zu verhalten hat, wie tief er sich bei der Begrüßung und der Verabschiedung zu verbeugen hat und ob es besser ist, dem Anderen gefällig zu sein, weil er reich ist und mehr Macht hat.
So richtet sich der Ton in einem Arbeitsverhältnis auch danach, ob er mehr rüde, oder mehr respektvoll ist. Wir Ausländer können selbst dann, wenn wir Thai sprechen und es einigermaßen verstehen, die Zwischentöne nicht hören, die mit der Art der Sprache verbunden sind. So war der Verfasser mehr als erstaunt, dass seine Frau ihm sagte, dass ihre jüngere Schwester sehr unhöflich gegenüber ihr sei, weil sie regelmäßig die Anrede „ältere Schwester“ vermied, sondern „jüngere Schwester“ zu ihr sagt, um deutlich zu machen, dass sie sich überlegen fühle und um unhöflich zu sein. So etwas bekommt man als Ausländer meistens nicht mit und auch aus der Wortwahl bei einem Gespräch kann ein Thai schließen, welchen Rang er bekommt, oder auch benutzt, um dem anderen zu zeigen, dass er Achtung vor ihm hat, oder auch nicht.
So bleibt zu empfehlen, eine thailändische Person ihres Vertrauens bei Verhandlungen dabei zu haben, die selbst dann, wenn sie zum Beispiel von den technischen Dingen nichts versteht, die Nuancen mitbekommt. Genau das ist wichtig für eine Prognose, ob die Verhandlungen ernst gemeint und Erfolg versprechend sind. Was ist eine thailändische Person des Vertrauens?
Das kann jemand sein, der schon jahrelang mit ihnen zusammen arbeitet und seine Loyalität bewiesen hat. Thais sind auf Personen und nicht Unternehmen fixiert und wenn sie einen loyalen Thai als Freund haben, ist das mehr wert, als Gehalt oder soziale Stellung. Es kann aber auch jemand aus der Familie sein, wenn sie in Thailand verheiratet sind. Aber Vorsicht dabei, denn sie wissen nicht, ob dann noch andere Gründe und/oder Familiengeschichte mitspielen und damit kein ehrliches Urteil herauskommt! Wenn die Familie finanziell von ihnen abhängig ist, sollten sie die Finger davon lassen, denn niemand wird ihnen schlechte oder unangenehme Dinge mitteilen, um sie zu verärgern und damit möglicherweise den Geldfluss an die Familie zu behindern. Es kann aber auch ein Partner sein, der mit ihnen an ihrem Geschäft verdienen will und daher daran interessiert ist, sie auf dem Laufenden zu halten und sie zu warnen. Verlassen sie sich dann aber auch auf ihr persönliches Gefühl. Sagt ihnen das „nein“, trotz aller positiven Äußerungen von Dritter Seite, dann lassen sie die Finger davon!!
Sofern sie eine thailändische Frau haben, mit der sie schon lange zusammen sind, und diese die zukünftigen Partner kennen gelernt hat und sie warnt, dann hören sie auch auf sie. Der Verfasser hätte sich manchen finanziellen Verlust gespart, wenn er rechtzeitig auf seine Frau gehört hätte! Das ist natürlich ein mehr persönlicher Rat und keine Analyse eines Unternehmensberaters.
Zu den hochgestellten Persönlichkeiten gehören alle, die reich sind. Wie der Reichtum erlangt wurde, spielt dabei keine Rolle. Reichtum bedeutet Macht und sie können damit Recht erkaufen! Da sie sich es leisten können, in Thailand zu investieren, oder sogar als Ausländer dort zu wohnen, gelten sie automatisch als reich und werden so behandelt, zumal sie im Geschäftsleben üblicherweise nicht in Shorts und T-Shirt herumlaufen, wie die Touristen.
Das Gesicht, oder die Wahrung des Gesichtes, wie auch der Verlust desselben spielen eine überragende Rolle in der thailändischen, wie auch der gesamten asiatischen Gesellschaft. Laute Anrede, oder offenen Kritik am Partner oder Mitarbeiter kann dazu führen, dass diese weglaufen und da hilft auch keine noch so gute Bezahlung. Die Bloßstellung der Persönlichkeit kommt einem Desaster nahe und kann durch nichts mehr gut gemacht werden. Gut, kleine Verstöße werden dem Ausländer vergeben, weil er eben kein Thai ist. Es empfiehlt sich daher vorsichtige Kritik oder Verbesserungsvorschläge für die Arbeit an einen Mitarbeiter durch einen thailändischen Vorgesetzten weiter zu leiten, der dafür den richtigen Ton und das Gespür hat. Wichtig ist dabei, dass der Betroffenen nicht das Gefühl bekommt, dass sie über ihn mit dem Vorgesetzten schlecht gesprochen haben. Sind sie selber nur Angestellter einer großen Firma in Thailand, sollte sie das ganz vermeiden, denn sie wissen nicht, ob gerade dieser Vorgesetzte nicht ihre Position haben möchte und sie damit selber das Gesicht verlieren.
Zum Gesicht wahren gehört auch die innere Ruhe und sich keine Aufregung und Ärger anmerken lassen. Laut zu werden ist ein schlimmer Fehler und da wir Ausländer grundsätzlich lauter sprechen als die Thai, kann allein der laute Ton schon zum Ärgernis werden. Meine Ehefrau beschwerte ich einmal bei mir, warum ich immer mit ihr schimpfen würde, dabei hatte ich mir nur mit dem Hammer auf den Finger gehauen und entsprechend laut geschimpft!
Im täglichen Arbeitsleben müssen sie damit rechnen, dass sie nie alles erfahren werden, was eigentlich für den reibungslosen Ablauf wichtig wäre. Dies geschieht aber nicht, um etwas zu verheimlichen, sondern aus Respekt und Sorge um sie. Sie sollen sich nicht aufregen müssen und damit will man ihnen Unannehmlichkeiten ersparen.
Die Vermeidung von Konflikten, die offen ausgetragen werden müssten, ist ein wichtiges soziales Merkmal der thailändischen Gesellschaft. Jede Person die Ruhe ausstrahlt wird besonders respektiert, weil sie damit eine besondere buddhistische Tugend verkörpert.
Mit „mai pen rai“ wird alles bezeichnet und abgetan, was nicht zu ändern ist. Wir würden sagen „Gott gegeben“, hier wird auf das vorherige Leben gezeigt, in dem wohl mal etwas falsch gelaufen sein muss, sonst hätte man jetzt keinen solchen Ärger. Das gilt für größere Missgeschicke, aber auch wenn man jemanden anstößt oder einem etwas aus der Hand fällt.
Obwohl jeder Thai einen Vornamen und Nachnamen hat, werden diese so gut wie nicht gebraucht, sondern man verwendet den Spitznamen mit Hinzufügung von Khun…. Nur bei Vertragsunterzeichnungen sollten sie darauf achten, dass dort der korrekte volle Vor- und Nachnahme verwendet wird. Gegebenenfalls sollte man sich auch da den Personalausweis zeigen lassen. Da aber so gut wie alle Urkunden der Beglaubigung durch eine Behörde bedürfen, wird das schon dadurch sichergestellt.
In diesem Artikel konnten nur einige wenige, aber wichtige Punkte der unterschiedlichen thailändischen Kultur für einen zukünftigen Investor angesprochen werden. Der nächste Teil wird sich mit dem Vorgehen bei der Gründung einer thailändischen Gesellschaft beschäftigen.
Sie werden gerne im Falle ihres Interesses individuell beraten, so dass sie dann ein auf ihr Vorhaben abgestimmtes Konzept zurückgreifen können. Im Übrigen sind wir vor Ort vertreten!
Investieren ist damit in Thailand genauso leicht oder schwierig, wie in anderen Ländern und durchaus Erfolg versprechend. Bei Interesse und für weitere Fragen wenden sie sich bitte an die Kanzlei Boris Zimmermann.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Günter Magner, Thailand.